Als Nationalvogel werden Vögel oder andere endemische Vogelarten bestimmt, die in Klugheit, Charakter und Emotion dem Volk des betreffenden Landes nachgeraten und historisch ihm vertraut sind. Deshalb steht der Nationalvogel viel im Zusammenhang mit Klima, Bodenbeschaffenheit, Kultur und Lebensgewohnheiten der Bevölkerung des betreffenden Landes.
Es gibt zwar kein besonderes internationales Kriterium für die Festlegung des Nationalvogels, aber es ist eine Gepflogenheit, dass jedes Land nach bestimmten Kriterien ihn festlegt. Der Nationalvogel wird weltweit nach folgenden einigen Kriterien ausgewählt:
- Vogelart, die vertraulich ist und schöne Stimme hat.
- Besondere Vogelart, die nur im betreffenden Land heimisch ist.
- Vogel mit schönem und seltenem Aussehen.
- Vogel, in dem Legenden, Tradition und historische Bedeutung des betreffenden Landes und der betreffenden Nation widergespiegelt sind.
- Vogel, der für Schutz und Vermehrung bestimmt ist.
- Vogel, der die Macht des betreffenden Landes und den Charakter der betreffenden Nation symbolisiert.
- Vogelart, die für Forschungszwecke dient.
- Vogelart mit kühner Wesensart
Der Nationalvogel der DVRK ist Hühnerhabicht (Accipiter gentilis). Der Hühnerhabicht gehört zur Gattung Sperber der Familie Adler der Ordnung Adler der Klasse der Vögel. Der Hühnerhabicht ist in Wäldern lebender Greifvogel und hat die langen und breiten Flügel und einen runden und langen Schwanz.
Er frisst in der Mitte oder an Rändern der üppigen Wälder und in ausgedehnten Gebüschen die kleinen Vögel. Die Vorfahren Koreas schätzten seit alters den Hühnerhabicht sehr wert und fühlten sich zu ihm stark hingezogen, fingen wilde Hühnerhabichte, richteten sie der Lebensgewohnheit entsprechend gut ab und benutzten sie zum Fangen von Fasanen und anderen Vögeln.
Sie befassten sich früh von der Kojoson-Zeit an rege mit Falknerei und Jagd mit Hühnerhabichten. Aufzeichnungen zufolge gab es in der frühen Kojoson-Zeit das Amt namens Ungga, das für Gesetze und Ordnung zuständig war. Hierbei bedeutet Ung Falken. Das besagt, dass Einwohner von Kojoson im Laufe der Abrichtung der Falken deren physiologische Merkmale gut gekannt und danach Amt benannt hatten. Auch in Koguryo wurde der Hühnerhabicht für Beizjagd viel benutzt.
Aufzeichnungen bezüglich des Jagdnaturells von Falken sind auch in den Sagen über den Prozess des Aufbaus des Staates durch den König Tongmyong, Gründer von Koguryo, widergespiegelt. Diese Sagen im geografischen Werk der „Sejong-Chronik“ beinhalten eine Episode, nach der Haemosu, Vater des Königs Tongmyong, und Wassergott Habaek miteinander an Fähigkeiten wetteifert haben, hierbei Haemosu sich in einen Falken verwandelt und Habacek besiegt hat, der in einen Fasan verwandelt ist. Auf den Jagdgemälden der Wandmalereien der Gräber aus der Koguryo-Zeit sind Szenen der Beizjagd mit Hühnerhabicht in fast gleicher Form dargestellt. Seinerzeit wurde Jagd gemacht, indem man auf einem Pferd reitend beizte oder ohne Pferde mehrere abgerichtete Falken gleichzeitig freiließ, um sie das Wild beißen zu lassen.
Auch die Menschen von Koryo übernahmen das Jagdbrauchtum von Koguryo und befassten sich mit Falknerei und Beizjagd mit Hühnerhabichten. In der „Geschichte Koryos“ steht der Inhalt geschrieben, dass König Kyonghyo die Untertanen von zwei Abteilungen zu sich gerufen und sie gefragt haben soll: „Wie ich gehört habe, halten Sie alle Habichte und Hunde. Stimmt das?“, und es gibt auch Aufzeichnungen, nach denen damals Premierminister und viele andere Minister eine Vorliebe für Habichte hatten. Das zeigt, dass auch in der Koryo-Zeit wie in der Koguryo- und Palhae-Zeit im Leben der Menschen der Habicht viel angewandt wurde.
Dokumenten zufolge wurde in der ausgehenden Koryo-Zeit Ungbang als eine spezielle Einrichtung für die Bereitstellung von Hühnerhabichten, die der König und die Beamten für die Jagd benötigten, und von Habichten für den Handel mit Nachbarländern errichtet und unterhalten. Koryo befasste sich viel mit Haltung von Habichten und Jagd mit ihnen. Das ist daraus gut ersichtlich, dass Habichte im Außenhandel einen wichtigen Platz einnahmen.
Im Jahre 945 (im 2. Hyejong-Jahr) führte Koryo beim Handel mit der Jin-Dynastie 20 plattierte Falkenschellen und 20 versilberte und verkupferte Jagdfalkenschellen zusammen mit anderen Waren aus und exportierte im Jahre 995 beim Warenaustausch mit Kitan zusammen mit lokalen Spezialitäten Habichte. Koryo legte auch in der Folgezeit Habichte als eine wichtige Ware für den Handel mit Kitan und der Mongolei, seinem Nachbarland, fest und entfaltete Handelstätigkeit. Die Zucht von Hühnerhabichten und die Beizjagd mit diesen Greifvögeln, mit denen man sich von der Zeit vor Koguryo an breit beschäftigte, wurden in der auf die Koryo-Zeit folgenden Zeit der Joson-Feudaldynastie stärker betrieben.
Das Amt Ungbang, das speziell für die Haltung von Hühnerhabichten und die Jagd mit diesen Greifvögeln zuständig war, bestand in der Koryo-Zeit und auch seit der Zeit der Gründung der Joson-Feudaldynastie.
In diesem Amt wirkten Mitarbeiter namens Ungsa und Ungin. Ungsa waren jene, die Fachkenntnisse über die Abrichtung und Therapie von Habichten hatten. Sie wurden von allen anderen Arbeiten befreit, und ihr Beruf war erblich. In der „Thaejong Chronik“ sind Aufzeichnungen darüber zu lesen. Im März 1423 gab König Sejong den Gouverneuren der Bezirke Phyongan, Hamgyong und Hwanghae die Weisung, die ihrem Bezirk angehörenden Ungsa zum Fangen von Habichten zu veranlassen. Das zeigt, dass es auch in den besagten Bezirken Ungsa gegeben hatte. (Aus der „Sejong-Chronik“)
Ungin waren jene, die in Ungbang Habichte hielten. Sie wurden ebenfalls von allen anderen Arbeiten freigestellt und begleiteten den König bei Jagd. Viele Ungin lebten hauptsächlich in den Bezirken Hamgyong, Phyongan und Hwanghae. Die repräsentativen Objekte der Vogeljagd waren seinerzeit u. a. Fasanen, Wildgänse, Wildenten, Wachteln und Kraniche. Auch zu dieser Zeit kamen Fasane überall im Land vor und flogen in der Saatzeit und im Herbst in Schwärmen auf Fluren umher. Eben der Hühnerhabicht wurde für die Fasanenjagd viel eingesetzt. Damaligen Untersuchungsmaterialien zufolge hatten „fast alle Koreaner, die ein wenig begütert waren, über Habichte verfügt und die Tötung dieses Greifvogels galt als eine verwerfliche Handlung.“
Auch in der Neuzeit verfuhr man mit Habichten immer noch auf gleiche Weise wie früher. Koreaner richteten von alters her Hühnerhabichte ab und benutzten sie in ihrem Leben. In diesem Prozess erkannten sie die Tapferkeit dieses Greifvogels und nutzten ihn als Motiv von Werken der bildenden Kunst, Neujahrsmalereien, ja auch als Schutzzauberzeichen gegen drei Katastrophen. Schutzzauberzeichen war eine folkloristische Malerei, die Koreaner alljährlich am Neujahrstag in ihrem Haus anbrachten. An diesem Tag schlugen sie an der Wand Tiger und Habichte darstellende Schutzzauberzeichen an und brachten damit ihren bescheidenen Wunsch danach zum Ausdruck, im Land mit herrlichen Bergen und Flüssen friedlich, glücklich und einträchtig zu leben.