Es gibt Länder, die ihren Nationalbaum staatlich bestimmten, aber er wird meist in Berücksichtigung der nationalen Tradition gewählt und vorgestellt. Der Nationalbaum erzieht den Menschen große Würde und Stolz auf das eigene Land und die eigene Nation an und übt auch einen positiven Einfluss auf den Schutz der Biodiversität aus. Damit eine Baumart zum Sinnbild des Charakters des betreffenden Landes, ja zum Nationalbaum wird, muss sie Geist, Gesinnung, Tradition und Geschichte der Nation wie auch Mentalität und Gefühle der Menschen zusammengefasst widerspiegeln.
Der Nationalbaum der DVR Korea ist die Kiefer (Pinus densiflora). Der Stamm ist gewöhnlich gewunden, aber der Stamm der in Wäldern wachsenden Kiefer ist relativ gerade. Das koreanische Volk machte Kiefer zum Symbol des willensstarken Geistes seiner Nation, weil dieser Nadelbaum immergrün und zählebig ist. In der grimmigen Mittwinterkälte regulieren alle Lebewesen in der Natur ihr Wachstum, aber die Kiefer hält ohne Verfärbung ihrer grünen Nadeln ungebrochen dem eisigen Schneegestöber stand und begrüßt schließlich den Frühling. Der standhaften und aufrechten Gestalt der Kiefer verlieh die koreanische Nation ihren eigenen Willen und Geist, hielt die Kiefer für das Symbol der Überwindung aller Schwierigkeiten und des langen Lebens und zählte sie zu den zehn Langlebigen.
In diesem Sinne wählten Koreaner die Kiefer gern als Motiv der Malereien oder Dichtungen und malten sie auch auf Kleidungen und kunstgewerbliche Arbeiten. Sol Ko, ein namhafter Maler im 8. Jahrhundert, hatte eine alte Kiefer auf eine Wand des Hwangryong-Tempels so sehr wirklichkeitsnah gemalt, dass einer Legende nach auch vorbeifliegende Vögel sie mit einer wirklichen Kiefer verwechselten, darauf zuflogen und an der Wand zu Boden stürzten.
Auch in Literaturwerken wird die Kiefer ganz als eine symbolische Baumart dargestellt, die allen Schneestürmen und kaltem Reif standhält. Samyongdang, ein berühmter Kommandeur des Freiwilligenkorps in der Zeit des Vaterländischen /mjin-Krieges, pries in seinem Gedicht „Grüne Kiefer“ die Kiefer wie nachstehend: „Die Kiefer ist grün, du König der Gewächse… Bei Trauer wie auch Freude bleibst du unveränderlich. Im Winter und Sommer bist du immergrün.“ Auch viele andere Dichter brachten aufs Papier, dass „nach den schneidenden Stürmen die Treue der Nadelbäume zu erkennen ist“ und „auch wir wie die grüne Kiefer unverändert festbleiben wollen“, und stellten den Geist und Charakter der Nation vor, mit der immergrünen Kiefer vergleichend. Stämme, Wurzeln, Nadeln, Pulver von Kiefernnadeln und Zäpfen, ja alles von Kiefern finden im menschlichen Leben ihre Verwendung; an lebendigen Wurzeln wachsen Kiefernpilze und an abgestorbenen Wurzeln Porenschwämme. Daher gilt die Kiefer als eine wertvolle Wirtschaftsholzart.
In der Vergangenheit dienten Kieferbäume zu verschiedenen Verwendungszwecken. Das Kiefernholz fand breite Verwendung als Bauholz für Häuser und andere Bauten, und Kienhölzer aus Knorren und Wurzeln brannten als Lampenlicht, und gewonnenes Kienöl wurde für Insektenbekämpfung eingesetzt. Das Kiefernharz diente wegen seiner starken keimtötenden Kraft als Rohstoff für die Herstellung von koreanischem Balsam und anderen Koryo-Arzneien und als Antiseptikum. Das aus Wurzeln ausgetretene und fest gewordene, fossile Harz wird Bernstein genannt und für die Herstellung von Gebrauchs- und Ziergegenständen, anderen kunstgewerblichen Arbeiten verwendet. Der Aufguss von Kiefernnadeln wird als Tee getrunken und deren Pulver als Tierfutter angewandt. Der Blütenstaub von Kiefern enthält verschiedene Aminosäuren, Fermente, Vitamine und Mineralstoffe, wird als Stärkungsmittel verwendet.
In den Bergwäldern mit über 40-jährigen Kiefern wachsen Kiefernpilze, die als beste von Dutzenden essbaren Pilzen gelten. Die berühmten Gebirge Chilbo und Kumgang sowie das Gebiet Yangdok, in denen Kiefernpilze vorkommen, bestehen aus Granitgestein und aus Kiefernwäldern. Die Porenschwämme, die an alten abgestorbenen Kiefernwurzeln parasitär leben, finden als Tonikum breite Verwendung.